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Wie wählt man einen guten Fahrlehrer aus?

Der 18. Geburtstag rückt näher, oder ist sogar bereits vorbei.
Es geht nun darum “Autofahren zu lernen”.
Aber wie wählt man eigentlich eine gute Fahrschule aus?

Ich frage meine Schüler immer wieder, wie sie auf mich gekommen sind und welche Kriterien ihnen bei der Auswahl wichtig gewesen sind. Die häufigst Genannten und ein paar Tipps aus meiner Sicht habe ich in diesem Artikel für Dich zusammengefasst.

Achtung – Vorurteile

Oft hört man ja, dass Fahrschulen länger machen als nötig um mehr Geld zu verdienen, bis man an die Prüfung gehen darf. – Das ist sicherlich bei den meisten eine Falschbehauptung.

Es gibt genaue Richtlinien, wie viele Fahrstunden es braucht, bis jemand prüfungsreif ist – dazu zählen natürlich Vorerfahrung und Fahrstunden innerhalb der Familie / Privat auch, aber halt eben auch nur, wenn das Gelernte dann sitzt. Mein bester Tipp deshalb: Probefahrt anfragen und Bewertungen auf Portalen wie Fahrlehrervergleich.ch etc. lesen.

Was ist dir wichtig?

Die häufigsten Antworten meiner Schüler und auch von deren Eltern waren:

» Möglichst günstige Fahrstunden-Preise
» Schnell zum Führerschein kommen ohne unnötig viele Fahrstunden reingedrückt zu bekommen
» Ruhiger und kompetenter Fahrlehrer, der auch wirklich daran interessiert ist, dir etwas beizubringen der das auch gut erklären kann.
» Ein tolles Fahrschulauto ist oft ein Grund
» Flexibilität bei der Stundenwahl
» er sollte bei Dir in der Nähe sein, damit Stunden bei Dir starten und aufhören können.

Die perfekte Fahrschule gibt es nicht. Jedoch können wir dich beruhigen, denn die Mehrheit aller Fahrschulen in der Schweiz ist gut und liefert professionelle Ausbildungen. Denn auch Fahrlehrer können nicht tun und lassen was sie wollen. Fallen beispielsweise bei ein und demselben Fahrlehrer überdurchschnittlich viele Fahrschüler durch die praktische Prüfung oder gibt es unnatürlich viele Reklamationen seitens der Fahrschülerschaft, werden seine Ausbildungsmethoden durch das Verkehrsamt in Frage gestellt und genauer untersucht. Natürlich geschieht das nicht von heute auf morgen und bis ein Fahrlehrer negativ auffällt, dauert das eine ganze Weile. Daher ist es nicht zu vermeiden, dass trotzdem noch ein paar „schwarze Schafe“ unterwegs sind.

Weiterempfehlung durch Freunde

Sicherlich kennst auch Du Leute, die kürzlich eine Fahrprüfung gemacht haben, oder aktuell bei einer Fahrschule am Lernen sind. Weiterempfehlungen und Informationen aus erster Hand sind sicherlich eine verlässliche Quelle für eine gute Wahl.
Erfahrungsgemäss erhalte ich von fast jedem ehemaligen Schülern gute Weiterempfehlungen nach Abschluss der Prüfung.

Diese Weiterempfehlungen sieht man nicht selten auch auf den sozialen Medien (FB, Insta, Tiktok, etc.) Klick dich also doch mal durch!

Bewertungsportale

Vorsicht ist bei sogenannten Bewertungsportalen geboten. Wenn ein Fahrlehrer sehr viele ausgezeichnete Bewertungen erhält, ist das natürlich nichts Negatives. Doch Bewertungen eines Fahrlehrers sind immer mit Vorsicht zu genießen. Wenn ein Fahrlehrer beispielsweise über einen längeren Zeitraum jeden Tag oder jeden zweiten Tag eine gute Bewertung von Fahrschülern erhält, welche beteuern, wie schnell und gut man dank ihm durch die Prüfung kann, könnte es sich um FAKE Bewertungen halten. Im Durchschnitt bucht ein schweizer Fahrschüler ca. 25 Fahrstunden bis zur Prüfungsreife. Wenn ein Fahrlehrer also jeden Tag für eine bestandene Prüfung gelobt wird, müsste er ja 30 Stunden pro Tag arbeiten und sich dazu noch Zeit für die Prüfung nehmen.

Achte auf zu ähnliche Bewertungen. Wird z.B. häufig fast dasselbe geschrieben oder sind immer wiederkehrende Schreib- und Grammatikfehler zu entdecken, kann es auch sein, dass die Bewertungen eingekauft oder sogar selbst gefaked wurden.

Damit möchten ich nicht sagen, dass Bewertungen grundsätzlich außer Acht gelassen werden sollen, jedoch solltest du dich nicht alleine anhand dessen für die jeweilige Fahrschule entscheiden.

Jeder, der bestanden hat, ist zufrieden und voll des Lobes.
Solange also nicht auf spezielle Eigenschaften eingegangen wird wie “Geduld”, “super Erklärungen”, “flexibel und verfügbar” ist eine gute Bewertung also eigentlich einfach mal ein Beweis für eine bestandene Prüfung. Informativ sind jene Bewertungen, welche besonderes herausstreichen und halt auch textmässig etwas herausstechen. – Dies darfst Du gerne auch selbst so anwenden, wenn Du einmal eine Bewertung vergeben wirst in Zukunft! 😉

Website der Fahrschule

Eine Webseite gehört mittlerweilen bei fast jeder Fahrschule – auch im ländlichen Gebiet – zum guten Ton. Schau dir die Webseite der Fahrschule genauer an. Natürlich kann man nicht nur von einer gut geführten, informativen Webseite allein auf eine Fahrschule mit guter Ausbildung und Vorliebe für detailgetreue Weiterbildung schliessen, aber ein guter erster Eindruck, mit leicht auffindbaren Infos und auch mal etwas mehr Hintergrundinformationen, macht halt eben schon einen besseren Eindruck, als einfach eine Webvisitenkarte und eine Terminbuchung. Ein Fahrlehrer, der sich nicht einmal mit seiner Internetseite Mühe gibt, wird dann wohl auch ausbildungstechnisch nicht so großen Wert auf Qualität legen.

Beim Internetauftritt geht es dabei nicht um das Design, denn Design ist Geschmacksache und gefällt bestimmt nicht immer jedem. Aber die Inhalte sollten informativ sein und dem potentiellen Fahrschüler diejenigen Informationen liefern, die er haben möchte.

Preise vergleichen

Ein weiterer Aspekt, den ich Dir ans Herz legen möchte, ist der Preis pro Fahrstunde und wie er zustande kommt. Gerade in städtischen Gebieten beobachte ich einen Preiskampf mit wahren Dumpingpreisen und vielen “Paketangeboten” wo man dann nicht genau weiss, was alles dazugehört.

Vorsicht bei Paketangeboten und Pauschalangeboten!
Informiere dich richtig und vergleiche auch mal mit dem Taschenrechner zur Hand.

In Appenzell sagen wir “Wa nüz choscht, isch nüz wert“.
Gute Qualität zu Billigpreisen ist einfach nicht möglich, denn ein Fahrlehrer muss vom Lektionenpreis ja auch Nebenkosten wie Autoverschleiss, Benzin, Versicherung, etc. bezahlen, ihm bleiben also massiv weniger für seinen Lohn, als den Preis, den Du pro Lektion bezahlst. Wenn also jemand Billigpreise anbietet, kannst Du davon ausgehen, dass Du einen übermüdeten, gereizten und nicht mit Freude auf Dich fokussierten Lernpartner haben wirst. So kann das dann schnell in mehr Stunden bis zum Erfolg oder in einer sehr schlechten Lernerfahrung gipfeln.

Noch so ein Sprichwort aus meiner Heimat sagt “Billig iigkauft, isch tüür iigkauft“.

Wenn du die Preise verschiedener Fahrschulen vergleichen möchtest, achte nicht nur auf den Preis selbst, sondern auch auf die Dauer einer Fahrstunde. Eine Lektion von 45 Minuten ist logischerweise in der Regel günstiger zu haben als eine Fahrstunde von 60 Minuten.

Paketangebote

Paketangebote oder sogenannte Bundles sind heute keine Seltenheit.
Mein Tipp: Halte dich an Schulen mit übersichtlichen Paketen wie bspw. ein 10 Lektionenpass oder
“VKU + Sanitätsschulung + 5 Fahrlektionen” die auch Sinn ergeben.

Es empfiehlt sich das Kleingedruckte bei Paketangeboten genau zu lesen, oft sind dort wichtige Bedingungen versteckt. – Mein Tipp: Nachfragen und erklären lassen macht Sinn.

Die meisten Fahrschulen möchten Pakete im Voraus bezahlt bekommen, was finanziell einen rechten Batzen im Voraus ausmacht und häufig genutzt wird, wenn jemand Dir eine bestimmte Anzahl Lektionen schenken will (bspw. Grosseltern oder Götti/Gotti). Darum macht es dann auch Sinn, wenn das Paket wirklich hält, was es verspricht.

Ein Paket sollte folgende Checkpunkte erfüllen:
– Nicht aufgebrauchte Lektionen sollten zurückbezahlt werden können
– Bei einer Kündigung oder Vertragsauflösung sollte man ein Rückzahlungsrecht haben.
– Es sollten keine zusätzlichen Verpflichtungen (bspw. Kurse, gute Bewertungen etc.) aus dem Paket abgeleitet werden.


Tipp: Lass deshalb vielleicht auch deine Eltern oder gute Freunde einmal ein Paket überprüfen, bevor
man auf ein Lockangebot reinfällt.

Tipp: Buche ein Paket daher nur, wenn du dir mit der Fahrschule sicher bist und kläre vorher ab, ob du den Restbetrag zurück erhältst, wenn nicht das gesamte Paket benötigt wird.

100% Prüfungserfolg ist unrealistisch

Ich lese schmunzelnd die Werbebotschaften von jungen Fahrschulen, die dann mit Versprechen wie “Fast 100% Prüfungserfolg” oder “wir garantieren DEINEN Prüfungserfolg” auf Kundenfang gehen.
Dazu möchte ich folgendes sagen:

  1. Solche Aussagen sind schlecht bis nicht überprüfbar
  2. Die Statistik der Strassenverkehrsämter gibt einen Prüfungserfolgsschnitt von 60-70% an.
    Das ergibt sich aus Prüfungen die regulär nicht bestanden werden und aus Schülern, die sich selbständig anmelden bevor sie prüfungsreif sind.
  3. Ich würde Dir raten, einen Lehrer eher nach seiner durchschnittlichen Anzahl Stunden bis zu einer bestandenen Prüfung zu fragen, das wäre eine verlässlichere Aussage über seine Lehrer-Qualität.

Probefahrt als erste Fahrstunde

Sobald du dich für eine Fahrschule entschieden hast, du dir aber noch nicht ganz sicher bist, ob es für dich die richtige Fahrschule ist, buche zunächst eine Probelektion, bezahle die eine Fahrstunde einzeln und entscheide dann, ob dich der entsprechende Fahrlehrer auf dem Weg zu Deinem Führerschein begleiten soll. Innerhalb einer Fahrstunde merkst du in den meisten Fällen ob die Chemie zwischen dir und dem Fahrlehrer stimmt und ob er professionelle Arbeit leistet.