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Wie beeinflusst eigentlich Alkohol mein Fahrverhalten?

Also ganz vorneweg:
Ich bin der klaren Meinung: „Egal wie alt Du bist – wenn Du Auto fährst, dann trink keinen Alkohol

Die Statistik ist furchteinflössend

In der Schweiz haben die mit Substanzeinfluss verursachten Verkehrsunfälle mit Personenschäden in den letzten 30 Jahren um die Hälfte abgenommen: 1992 sind 42,0 und im Jahr 2021 21,2 Unfälle pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner gezählt worden. Dies entspricht 2902 Unfällen im Jahr 1992 und 1849 Unfällen 2021. Eine noch stärkere Abnahme ist bei der Anzahl Schwerverletzten (1992: 1242 Fälle, 2021: 506 Fälle) und Toten (1992: 198 Fälle, 2021: 30 Fälle) durch Unfälle mit Substanzeinfluss zu sehen. Unter den Verunfallten sind jeweils wesentlich mehr Männer als Frauen. 

Von den Substanzen hat Alkohol über den ganzen Zeitraum mit Abstand den grössten Teil der Verkehrsunfälle verursacht (1992: 2765 Fälle, 2021: 1616 Fälle). Während die Unfälle aufgrund von Alkoholkonsum rückläufig sind, steigen aber jene aufgrund von Drogeneinfluss (1992: 148 Fälle, 2021: 295 Fälle) oder Medikamenteneinfluss (1992: 66 Fälle, 2021: 149 Fälle) an. 

Quelle: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium

Rechtliches

Wer in der Schweiz mit einem Atem- oder Blutalkoholwert von 0.25mg/l bzw. 0.50 Promille oder mehr ein Motorfahrzeug fährt, muss mit rechtlichen Folgen rechnen. Ein Glas (3 dl) Bier oder Alkopop mit einem Alkoholgehalt von 5 Volumenprozent führt bereits zu einem Blutalkoholwert zwischen 0.2 und 0.5 Promille. Wenn man weiss, dass schon 0.2 Promille die Fahrtüchtigkeit verringern, versteht es sich von selbst, dass Nüchternheit am Steuer keine sinnlose Vorschrift ist.

Alkohol für Neulenker verboten

Autofahrerinnen und -fahrer zwischen 18 und 24 Jahren verursachen statistisch mehr Unfälle in Verbindung mit Alkohol als die übrigen Fahrer und stehen somit auch an der Spitze der Verkehrsopfer. Diese jungen – und zwangsläufig wenig erfahrenen – Neulenker haben die Tendenz, sich zu überschätzen. Da Alkohol die Risikobereitschaft verstärkt und die Reaktionsfähigkeit vermindert, sind schwere Unfälle bei dieser Bevölkerungsschicht häufiger.

Seit dem 1. Januar 2014 gilt für Neulenker ein absolutes Fahrverbot unter Alkoholeinfluss (der Alkoholwert von null Promille entspricht einem gesetzlich bestimmten Grenzwert von 0.1 Promille. Diese Toleranz erklärt sich damit, dass die Absorption einiger Nahrungsmittel, etwa Früchten, den Alkoholwert im Blut ganz leicht ansteigen lässt).

Das Verbot gilt ebenfalls für die folgenden Fahrerkategorien:

  • Berufschauffeure und -chauffeusen
  • Fahrschülerinnen und -schüler
  • Fahrlehrerinnen und -lehrer
  • Begleitpersonen von Lernfahrten

Der Konsum von Alkohol reduziert die Fahrtauglichkeit

Bereits ein Alkoholpegel unter 0.25 mg/l (Alkohol im Atem), was 0.5 ‰ (Alkohol im Blut) entspricht, wirkt sich auf das Fahrverhalten aus.

Alkohol im BlutEinfluss auf das Fahrverhalten
von 0.2 bis 0.5‰Die Aufmerksamkeit, Sehschärfe und Hörleistung sinken. Die Reaktionszeiten steigen ebenso wie die Tendenz, Risiken einzugehen.
von 0.5 bis 1‰Das Gleichgewicht ist gestört, die Reaktionszeit steigt merklich, die Nachtsicht und die Konzentration sind vermindert. Hemmungen werden abgebaut und die Neigung, seine Fähigkeiten zu überschätzen, nimmt zu.
von 1 bis 2‰Sprachstörungen, Verwirrung, Orientierungsschwierigkeiten, Tunnelblick. Die Augen passen sich langsamer an Licht und Dunkelheit an.
mehr als 2‰Gedächtnislücken, Bewusstseinsstörungen, Verlust der motorischen Koordination. Risiko einer akuten Alkoholvergiftung mit Lähmung und Atemstillstand.

Blutalkoholwert nach Gewicht und Geschlecht

Ungefähre Blutalkoholwerte nach Gewicht und Geschlecht einer Person (Richtwerte):

Männer

50 kg60 kg70 kg80 kg90 kg100 kg110 kg120 kg
Martini, Cynar15°4 cl0.150.150.100.100.100.100.100.10
Porto, Suze, Campari21°4 cl0.200.200.150.150.150.100.100.10
Pastis, Ricard45°2 cl0.250.200.150.150.150.100.100.10
Bier, Alcopops3 dl0.350.30 0.25 0.25 0.20 0.20 0.20 0.15 
Starkbier3 dl0.550.55 0.50 0.40 0.35 0.30 0.25 0.25 
Wein, Champagner12°1 dl0.300.25 0.20 0.20 0.15 0.15 0.15 0.15 
Kirsch, Grappa, Cognac40°2.5 cl0.250.20 0.20 0.15 0.15 0.15 0.10 0.10 
Whisky, Tequila, Vodka, Rhum40°4 cl0.400.30 0.30 0.25 0.20 0.20 0.20 0.15 
Cocktails, Malibu, Bailey’s25°4 cl0.250.20 0.20 0.15 0.15 0.15 0.10 0.10 

Frauen

40 kg50 kg60 kg70 kg80 kg90 kg100 kg110 kg
Martini, Cynar15°4 cl0.200.200.150.150.100.100.100.10
Porto, Suze, Campari21°4 cl0.300.250.200.200.150.150.150.10
Pastis, Ricard45°2 cl0.300.250.200.200.150.150.150.15
Bier, Alcopops3 dl0.500.400.350.300.250.250.200.20
Starkbier3 dl0.800.650.550.500.400.400.350.30
Wein, Champagner12°1 dl0.400.350.300.250.200.200.200.15
Kirsch, Grappa, Cognac40°2.5 cl0.350.300.250.200.200.150.150.15
Whisky, Téquila, Vodka, Rhum40°4 cl0.550.450.400.300.300.250.250.20
Cocktails, Malibu, Bailey’s25°4 cl0.350.300.250.200.200.150.150.15

Neue Messeinheit

Seit dem 1. Oktober 2016 ist auf unseren Strassen die Messmethode für die Atem-Alkoholkontrolle eingeführt worden: Das Atem-Alkoholmessgerät. Man spricht jetzt von Milligramm Alkohol pro Liter Ausatemluft (mg/l) anstatt der Promillewerten (‰).

Die erhaltenen Werte können als gesetzlicher Beweis dienen, was in den meisten Fällen die Blutprobe unnötig macht.

Alkohol im BlutAlkohol in der Ausatemluft
0.5‰0.25 mg/l
0.8‰0.4 mg/l
0.1‰0.05 mg/l

Für die Verkehrsteilnehmenden hat sich lediglich die Messeinheit geändert, Die «0.5» und «0.8» ‰ sind nicht verschwunden, da die Ergebnisse der Bluttests auch weiterhin in Promille angegeben werden. Die Werte (mg/l und ‰) existieren paralell, je nach verwendeter Kontrollmethode (Alkohol in der Atemluft oder im Blut).

Der in der Schweiz erlaubte Alkoholspiegel von 0.5 ‰ (Promille) ist unverändert, ebenso wie die Sanktionen.

Sanktionen beim Fahren mit Alkohol in der Schweiz

Es gibt drei Schweregrade für das Fahren in angetrunkenem Zustand:

  • Von 0.5 bis 0.79 Promille: Hohe Geldbusse / Verwarnung
  • Von 0.5 bis 0.79 Promille mit Verstoss gegen die Strassenverkehrsvorschriften oder Wiederholungsfall nach weniger als 2 Jahren: Fahrausweisentzug während mindestens einen Monat mit Busse/Geldstrafe und gegebenenfalls einem Freiheitsentzug bis zu drei Jahren.
  • 0.8 Promille oder mehr: Der Führerausweis wird per sofort entzogen. Fahrausweisentzug während mindestens drei Monate mit Busse/Geldstrafe und gegebenenfalls einem Freiheitsentzug bis zu drei Jahren, mit oder ohne Bewährung.

Wiederholungsfall: Die Strafen werden deutlich verschärft, und die Mindestentzugsdauer kann wesentlich länger ausfallen; der Führerausweis kann sogar auf unbefristete Zeit entzogen werden (Sicherungsentzug).

Neulenker (Führerausweis auf Probe): Zusätzlich zu den oben erwähnten Sanktionen wird die Probezeit nach einer ersten Widerhandlung, der den Führerausweisentzug zur Folge hatte, um ein Jahr verlängert. Fand während der Probezeit ein zweiter Führerausweisentzug statt, wird der Führerausweis auf Probe annulliert.

Diese Daten dienen nur als Hinweis. Mehr Informationen: www.ch.ch

Hesch gwesst…?

  • das Verdünnen von Alkohol mit Wasser, Fruchtsaft oder Soda die absorbierte Menge von Alkohol nicht verringert, wenn es trotzdem vollständig konsumiert wird;
  • Drogen, Medikamente, Stress oder Müdigkeit die Wirkung von Alkohol steigern;
  • Alkohol sogar in kleinen Dosen trügerisch ist und eine enthemmende sowie euphorisierende Wirkung hat, welche die Risikoeinschätzung verändert (Geschwindigkeit, Distanz, Verkehrssituation usw.).

Unmittelbare Wirkungen von Alkohol

Alkohol vermindert die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, schränkt das Sehfeld ein und entfaltet andere unmittelbare Wirkungen, die das Risiko eines Unfalls erhöhen – schon bei kleinen Konsummengen. Mit steigender Blutalkohol konzentration werden die Wirkungen stärker, das Unfall risiko nimmt zu. Auch Veränderungen der Emotionen, zum Beispiel Selbstüberschätzung und erhöhte Aggressivität, tragen erheblich zur Unfallgefahr bei. Da Alkohol rasch ins Blut gelangt, verspürt man seine ersten Wirkungen rasch und schon bei kleinen Mengen: Wärmegefühl, Wohlbefinden, Zwanglosigkeit, Fröhlichkeit, Rededrang. Rasch wird dann auch die Selbsteinschätzung beeinträchtigt und das Selbstwertgefühl gesteigert. Die Konsumierenden können dann die Wirkungen des Alkohols nicht mehr adäquat wahrnehmen und vor allem nicht mehr beurteilen. Die gleiche Promillehöhe kann sich bei zwei Menschen ziemlich unterschiedlich äussern. Für alle gilt aber: je höher, desto deutlicher werden die Fähigkeiten eingeschränkt, und desto stärker wird die Selbstüberschätzung spürbar. Wie viel Alkohol gibt wie viele Promille? Die Blutalkoholkonzentration wird nicht nur von der konsumierten Alkoholmenge beeinflusst, sondern insbesondere auch vom Körpergewicht, dem Geschlecht und davon, ob auf nüchternen Magen oder zum Essen getrunken wird. Das Heft „Alkohol im Körper – Wirkung und Abbau” (Heft Nummer 2 der vorliegenden Reihe, Seite 11) macht dazu nähere Angaben und zeigt auf, wie Promillewerte berechnet werden. Alkoholbedingte Einschränkungen Alkohol beeinflusst Fähigkeiten, die im Strassenverkehr relevant sind. Die Tabelle „Beeinträchtigungen durch Alkohol” (Seite 4) fasst die wichtigsten Punkte zusammen. • Das Sehvermögen nimmt ab Tunnelblick: Unter Alkoholeinfluss werden Gesichts- und Blickfeld kleiner. Man sieht wie durch einen Tunnel oder eine Röhre, die mit steigendem Blutalkoholgehalt immer enger wird. Tiefenwahrnehmung: Unter Alkoholeinfluss arbeiten die Augen nicht mehr gut zusammen, was dazu führt, dass Entfernungen nicht mehr richtig eingeschätzt werden. Man unterschätzt oder überschätzt Abstände. Umschalten zwischen Fern- und Nahsicht: Die Regulierung der Sehschärfe wird unter Alkoholeinfluss schlechter, man sieht unscharf, verschwommen oder gar doppelt. Probleme mit dem Rotsehen: Unter Alkoholeinfluss sieht man die Farbe Rot weniger gut. Probleme mit der Hell-Dunkel-Anpassung: Alkohol verlangsamt die Reaktionsfähigkeit der Pupillen. Die Augen können sich weniger gut auf wechselnde Helligkeiten einstellen, man wird leichter geblendet und sieht weniger gut im Dunkeln. • Der Gleichgewichtssinn und die Koordination sind beeinträchtigt Alkohol beeinflusst das Gleichgewichtsorgan im Ohr und das Gehirn. Der Gleichgewichtssinn wird so beeinträchtigt. Zudem fällt es einem schwerer, Bewegungen zu koordinieren. • Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit und -sicherheit sinken Schon ab 0,2 bis 0,3 Promille nimmt die Aufmerksamkeit ab. Mit steigendem Alkoholisierungsgrad werden die Reaktionszeiten immer länger, die Reaktionen ungenauer. • Die Selbsteinschätzung wird verfälscht, die Risikobereitschaft steigt Unter Alkoholeinfluss ist die Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Gleichzeitig überschätzen sich alkoholisierte Personen. Die Risikobereitschaft steigt, das Verantwortungsgefühl sinkt – bei objektiv sinkender Leistungsfähigkeit. Es kommt zu einer Enthemmung und einer Verminderung, gar einem Verlust der Selbstkontrolle

Bitte lies Dir diese Broschüre von SUCHT SCHWEIZ durch. Es gibt einem zu Denken.